Interview mit Sabine von Stofffairliebt
Gerade lerne ich so viele neue, spannende Leute kennen, die ich euch gerne hier vorstellen möchte. Vielleicht ist für euch etwas spannendes dabei?! Den Anfang macht Sabine mit ihrem Lädchen Stofffairliebt, im Stadtteil Wersten, Düsseldorf.
Sabine: Liebe Sabine, erzähl doch einmal ein bisschen von dir.
Gerne. Stofffairliebt habe ich Anfang 2020 gegründet. Ich bin Textildesignerin und habe lange für die Autoindustrie gearbeitet und wollte aus dem Hamsterrad raus. Als Textildesignerin designst du Stoffe. Druckstoffe, Webstoffe. Also Flächendesign. Freundinnen von mir machen Geschenkpapiere, Servietten oder auch Tapeten. In der Ausbildung haben wir unter vielem anderen die Rapportierungen von Mustern gehabt.
Sabine: Du kommst aus der Autoindustrie? Das ist ja etwas ganz anderes.
Ja. Letztendlich ist es die Liebe zu den Stoffen, die mich dazu gebracht hat. Vorher habe ich Stoffe für Autos gemacht. Aber auf diese Branche hatte ich so gar keine Lust mehr und irgendwie musste etwas Neues kommen. Ich habe immer schon geschneidert – mal mehr, mal weniger. Da kam dann die Idee auf einen Stofffladen hier in Düsseldorf für nachhaltige, fair produzierte Stoffe zu machen.
Sabine: Wieso hast du dich für faire, nachhaltige Stoffe entschieden?
Meine Hausaufgabe war es, mir Gedanken zu machen. Ich sollte mir überlegen, was ich erzählen möchte. Euch Weil ich denke, dass in diesen Zeiten jeder schauen sollte, seinen Fußabdruck zu minimieren. Bei Karstadt (Düsseldorf) habe ich immer Stoffe gekauft, doch da fand ich zunehmend keine Stoffe mehr. Die beinhalten oftmals Polyester und das möchte ich nicht. Ich will Naturstoffe haben. Deshalb bin ich in dieser Nische, fair und nachhaltig (so gut es geht), mit meinem Stoffladen gegangen. Manchmal muss ich leider noch
kleine Abstriche machen.
Zum einen muss ich manchmal noch das Bewusstsein der Kundinnen dafür wecken, zum anderen Kundinnen finden, die das zu schätzen wissen.
Sabine: Eine große Veränderung hast du dir zugetraut.
Ja, ich wollte einfach noch einmal etwas ganz anderes machen.
Sabine: Aber auch mutig von dir, diesen Schritt zu gehen. Noch dazu in dieser merkwürdigen Zeit, die wir gerade durchleben.
Ja – lacht– das denke ich mir jetzt manchmal auch.
Sabine: Darf ich fragen wie alt du bist?
Ich bin jetzt 61.
Sabine: Wahnsinn! Nach so vielen Jahren in der Industrie, hast du dich nach dem ersten Lockdown 2020 getraut selbstständig zu machen. Ich bin wirklich beeindruckt.
Die Idee ist lange gereift und ich habe Anfang 20, also vor Corona gegründet. Wenn man an einem Punkt ist und man weiß, man will so nicht mehr die nächsten sieben, acht Jahre verbringen, dann muss man halt etwas wagen.
Sabine: Du hast hier Stoffe, Nähzubehör; das heißt die Leute kaufen bei dir Stoff und legen selbst los? Übrigens finde ich es ja super clever, dass du auf deinem Instagramkanal die Schnittsilhouette auf mögliche Stoffe legst, um dem Betrachter einen Eindruck, eine Idee zu vermitteln.
Ja, das war meine Idee, um praktisch die Leute an die Hand zu nehmen, zu zeigen, was mit dem Stoff zu nähen ist. Das ist meine Instagram-Idee, um mich etwas abzuheben.
Sabine: Und kommen dadurch Leute? Oder kommt dein typischer Kunde rein, um „nur“ Stoff zu kaufen? Oder wird das Gesamtpaket mit Stoff und Schnitt gekauft?
Zurzeit habe ich noch keine Schnitte. Mein Angebot ist für Hobbyschneider/innen, die sich hier Stoff aussuchen und dann vernähen. Gerne berate ich und helfe den richtigen Stoff für das Nähprojekt zu finden. Ich habe Kontakt zu Nähschulen hier in Düsseldorf aufgenommen, weil viele dort das Nähen lernen und im Austausch sind.
Doch das lag leider in der letzten Zeit alles brach. Ich muss bekannter werden. Mein Laden hier in Westen, Düsseldorf ist hier in einer Randlage mit wenig Laufkundschaft. Nach Wersten fährt keiner ohne einen bestimmten Grund. Die Leute müssen einfach wissen, dass ich hier bin. Es gibt Frauen, die fahren extra nach Köln zum Stoffe kaufen. Warum dann nicht auch nach Wersten? lacht
Die Kunden von dem Metzger hier nebenan kommen auch von überall her. Weil die genau wissen, was sie dort bekommen. Von daher ist die Randlage für ein Stoffgeschäft gar nicht so schlecht, nur der Schritt auf sich aufmerksamer zu machen ist schwer. Und das ist ein wichtiger Punkt, an dem ich jetzt doch ganz schön arbeiten muss.
Coronabedingt ist es jetzt natürlich auch eine schlechte Zeit. Die ganzen Mütter, so wie du auch, ihr seid doppelt und dreifach belastet. Ihr habt am Feierabend dann auch nicht mehr die Muse euch an die Nähmaschine zu setzen.
Sabine: Ne, tatsächlich nicht. Es sei denn Mützen werden bestellt. Dann ist die Motivation sofort da. 😉 Hast du einen Traum, was du erreichen möchtest? Oder bist du hier so glücklich und mehr braucht es nicht?
Wenn meine Kunden Fragen zum Nähen haben, können die jederzeit vorbeikommen. Ich helfe gerne. Ein möglicher Schritt wäre vielleicht, kleine und persönliche Näh- oder Kreativkurse anzubieten. Oder auch ein Nähevent – zum Beispiel einen Freundinnen Nähkurs. An einem Wochenende ein neues Teil. Könnte mir vorstellen Info-Abende anzubieten um mein Wissen über Stoffe, Material, Nachhaltigkeit weiterzugeben.
Eine meiner Anfangsideen war, das ich selber auch Stoffe bedrucke, bzw. bedrucken lasse. Einen Drucker habe ich jetzt gefunden und das würde ich gerne einmal mit ihm ausprobieren. Mit fairen Stoffen natürlich. Das ist ein Ziel. Und die andere Idee ist, dass ich fertige Boxen anbiete. Ein Rundum-sorglos-Paket. Schnittmuster, Stoff, Nähgarn, Knöpfe – alles mit dabei. Eine Nachbarin bestellt sich immer mal eine Kochbox. Sie kocht gut und gerne und lässt sich so noch einmal anders inspirieren. So ähnlich stelle ich mir meine Nähbox vor.
Sabine: Das sind ja vier schöne Ziele. Bekanntheit steigern, Kurse anbieten, eine Nähbox entwickeln und den Traum von selbst bedruckten Stoffen realisieren. Stoffe hast du für klein und für groß?
Ja, ich habe sowohl Gewebe, als auch Wirkware für die ganze Familie. Jerseys, French Terry und Sweats, Tencel und Tencel Modal, auch Bambus Jersey. Bedruckt und Uni. Und dann habe ich auch noch Baumwolle vor allem Bio-Baumwolle. Viele schöne Drucke für Kinder, viel für Frauen und – wenige – für Männer.
Sabine: Du kannst deine Kunden mit dem passenden Stoff beraten und Schnitte empfehlen?
Ja, ich habe hier die Burda, Fibre Mood und Victor, und dann können wir gemeinsam nach Stoffen schauen und etwas zusammenstellen.
Sabine: Nähst du auch für dich?
Ja, leider nur zu wenig. lacht Ich komme zu selten dazu. Gerade habe ich auch wieder kleinere Aufträge. Am liebsten würde ich meinen Kunden, die nicht selber nähen, einen Nähservice anbieten. Hier wird ein Stoff und ein Schnitt ausgesucht und ich vermittle die Schneiderin.
Sabine: Das klingt sehr zeitnah. Etwas Einzigartiges zu besitzen oder das gewünschte Kleidungsstück in passendem Material & Farbe zu bekommen, stellt viele vor eine große Herausforderung und dann wird doch eher zum konventionellen Teil gegriffen. Nachhaltig. Einzigartig. Langlebig. Also fehlt hier noch ein tapferes Schneiderlein, dass hier loslegen kann.
Genau, das würde ganz gut zu mir passen. Eine Schneiderin stand tatsächlich damals bei unserer Renovierung hier im Laden in Düsseldorf und erzählte, dass sie Schneiderin ist und vorbeikommt, wenn wir hier fertig sind. Leider habe ich sie bisher noch nicht wieder gesehen.
Das ist schon noch etwas, dass ich suche. Dass ich praktisch einfach verweisen kann. Dass Menschen, die nicht gut oder gar nicht nähen können, das ich diesen Leuten jemanden für die Umsetzung zu ihrem Lieblingsstück empfehlen kann. Vielleicht sollte ich mal einen Aushang im Fenster machen.
Die Anproben könnten dann auch hier im Laden in Düsseldorf bei mir stattfinden. Ich mag es gerne, wenn hier etwas los ist.
Liebe Sabine, danke dass ich dich in deinem hübschen Stoffladen, hier in Wersten, Düsseldorf besuchen durfte. Ich wünsche dir viel Erfolg für deine vier Ziele und schaue bestimmt mal wieder bei dir vorbei.
Interview mit: Sabine von Stofffairliebt, Werstener Dorfstraße 82, 40591 Düsseldorf | stofffairliebt.de
Fotos: Tanja Deuß – knusperfarben (gekennzeichnet), die anderen Fotos habe ich bei meinem Besuch aufgenommen.